Über meinen Herzensort Sent

Sent_Sicht auf die Daecher

Meine Liebe zu den Bergen ist seit meiner Kindheit an einem Ort besonders genährt worden. Meinem Herzensort Sent. Ein Bilderbuch-Dorf im Unterengadin. Meiner Meinung nach das Schönste überhaupt. Und da wird mir sicherlich auch der Eine oder Andere zustimmen, der nicht ganz so voreingenommen ist wie ich. Die Kombination aus traditionellen Engadinerhäusern mit den von „Randulins“ oder treuen Emigranten erbauten italienischen Palazzi sucht seinesgleichen. Ein Dorf mit Charakter.

Auch wenn meine Wurzeln faktisch nur in der dritten Generation in Sent liegen, auch wenn ich leider (noch) kein Vallader spreche, so fühlt sich dieser Ort für mich nach Heimat an. Nach einem ganz speziellen Zuhause weg von zu Hause. Ein Ort mit unheimlich vielen Erinnerungen.

Ich weiss noch genau, wie ich mit meiner Nonna durch die kleinen, pflasterstein- und sgraffitogeschmückten Gassen von Sent schlenderte, wir „Kommissionen“ machten, von Dorfladen zu Dorfladen. Doch es war mehr als nur Einkaufen, es war immer ein sozialer Event. Meine Nonna kannte nicht nur gefühlt jeden auf der Strasse. Ich lauschte den melodisch klingenden Gesprächen vor Haustüren, in Gärten oder bisweilen am Küchentisch, bis mir später auf unserem weiteren Weg das Wichtigste in Deutsch wiedergegeben wurde. Von jeder Person konnte sie mir eine schöne Geschichte erzählen, es schien nur liebenswürdige Menschen in Sent zu geben. Das Gefühl, dass hier alles schöner klingt wurde vom persönlichen Umgang der Menschen untereinander gestützt.

Meine Nonna war ein einzigartiger Mensch. Sie hatte Teile ihrer Kindheit hier verbracht, den Grossteil ihres Lebens dann aber mit ihrem Mann und drei Töchtern in Luzern. Doch keinen Ort verbinde ich so sehr mit ihr wie Sent. Kaum komme ich im Dorf an, fühle ich mich ihr nahe. Mehr noch, ich fühle mich sogar ein bisschen wie sie. Das Leben wird etwas bunter und fröhlicher, einfacher und ehrlicher, ruhiger und angenehmer.

Wenn immer mir also der Alltag etwas zu grau oder ungemütlich wird, zieht es mich hierhin. Der in eine kleine Wohnung umgebaute Stall, den meine Grosseltern den jetzigen und kommenden Generationen hinterlassen haben, ist ein unbezahlbares Geschenk. Wie eine Höhle oder zweite Realität, in die man jederzeit fliehen kann. Hier wuchs meine starke Bindung zu den Bergen. Mit der Familie verbachten wir früher über alle Jahreszeiten viel Zeit ein Sent. In meiner Jungend reizte mich dann vor allem der Schnee. Erst in den letzten Jahren entwickelte ich wieder die Lust und den Drang, auch im Frühling, Sommer und Herbst hier zu sein. Jetzt kann ich kaum genug oft kommen und die Berge und Täler des Unterengadins erkunden.

 

 

 

 

 

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